Zum Hauptinhalt springenSkip to page footer

Den Neugeborenen und ihren Eltern ganz nah

Den Neugeborenen und ihren Eltern ganz nah

Examensschüler versorgten im Rahmen eines Praxisprojekts Frühchen in der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen

Zwei Wochen lang versorgten 20 angehende Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger im Februar die Station Neonatologie 2 der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen. Seit vielen Jahren ist das Praxisprojekt „Schüler leiten eine Station“ am Uni-Klinikum Erlangen fester Bestandteil der Pflegeausbildung. In diesem Jahr waren die praktischen Erfahrungen im Stationsdienst besonders wichtig für die künftigen Pflegefachkräfte, weil deren letztes Ausbildungsjahr stark von den Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie beeinflusst wurde.

Vorsichtig nimmt Mareike Häckel den Säugling aus dem Wärmebett und achtet darauf, dass die am Kind angebrachten Ableitungen und Infusionen nicht verrutschen. Die 21-jährige Examensschülerin legt den frühgeborenen Jungen auf die Wickelablage, um seine Größe und den Kopfumfang zu ermitteln. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer Kurskollegin Marie Baumüller. Im Hintergrund hat Praxisanleiterin Carmen Stöcker jeden Handgriff der beiden angehenden Pflegefachkräfte im Blick. Die beiden Auszubildenden sind zwei der 20 Teilnehmer des diesjährigen Examenskurses für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege am Uni-Klinikum Erlangen. Dass das regelmäßige Projekt „Schüler leiten eine Station“ dieses Jahr trotz der Corona-Pandemie umgesetzt werden konnte, sei eine große Herausforderung gewesen, berichtet Praxisanleiterin Carmen Stöcker. „Wir haben sehr sorgfältig geplant, damit es stattfinden konnte. Die praktische Erfahrung des selbstständigen Arbeitens auf einer Station ist ein unschätzbar wichtiger Bestandteil der Ausbildung.“ Vor Beginn erhielten alle Projektteilnehmer eine intensive Schulung in den Vorgaben des besonderen Hygienekonzepts der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen.

Nur Distanzunterricht möglich

Für die beiden Examensschülerinnen bedeutete das Projekt ein Wiedersehen mit ihren Ausbildungskollegen, mit denen sie sich seit Wochen nur digital austauschen konnten. „Unsere Zeit hier zusammen auf der Station ist eine Entschädigung für alle gemeinsamen Aktionen, die coronabedingt leider ausfallen mussten“, sagt Marie Baumüller. Und Mareike Häckel ergänzt: „Wir sind in unserem Kurs eng miteinander verbunden und motivieren uns auch immer wieder gegenseitig. Es ist so schön, sich endlich einmal wieder richtig zu sehen.“ Aufgrund der Corona-Bestimmungen wurden den Examensschülern alle Theorieblöcke im digitalen Distanzunterricht vermittelt – die Anwendung in der Lernwerkstatt der Ausbildungsstation des Uni-Klinikums war ebenso wenig möglich wie ein direkter Austausch miteinander. Marie Baumüller: „Es war ein deutlich höherer Lernaufwand, weil wir uns viele Inhalte selbstständig erarbeiten mussten.“

Pflegepraxis trotz Corona

Auch auf die praktische Ausbildung haben sich die Corona-Beschränkungen ausgewirkt, wie die beiden Auszubildenden bestätigen. „Diverse Einsätze sind ersatzlos ausgefallen. Außerdem fehlen uns viele wichtige Stationserfahrungen, zum Beispiel zum Ablauf der Übergaben, weil wir daran aus Infektionsschutzgründen nicht mehr teilnehmen dürfen“, berichtet Mareike Häckel. Umso mehr schätzen die beiden Auszubildenden die Praxis, die das zweiwöchige Projekt „Schüler leiten eine Station“ ihnen geboten hat. „Dadurch erhielt ich täglich ein konkretes Feedback, was meine Stärken sind und in welchen Bereichen ich noch mehr Übung brauche“, erklärt Marie Baumüller.

Erlebte Nähe während der Stationsarbeit

Die Examensschüler versorgten die Säuglinge auf der Neonatalogie 2 in allen drei Schichten: Zu ihren Aufgaben gehörte die Wundversorgung nach einer Operation genauso wie die Kontrolle des Gewichts, Wickeln, Baden und Blutabnehmen. Hinzu kommen alle organisatorischen Aufgaben, wie Aufnahmen und Entlassungen, Kinderstand und der Milchflaschenplan, anhand dessen die Nahrung für alle Babys auf der Station auf den Milliliter genau bestellt wird. Die angehenden Pflegefachkräfte unterstützen die Eltern der winzigen Patienten mit Hinweisen zur Pflege und Versorgung ihres Kindes nach dem Klinikaufenthalt. Die Ärzte der Station begleiteten die Nachwuchspflegekräfte bei der täglichen Visite und besprachen mit ihnen nötige Verbandswechsel genauso wie Blutdruckwerte oder Urinproben. Die 23-jährige Marie Baumüller strahlt. „Es ist immer wieder eine bewegende Erfahrung, die Freude und das Glück der Eltern zu spüren, wenn es ihrem Kind bessergeht.“ Die junge Frau hatte nach ihrem Abitur in der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert und sich währenddessen auf einen Ausbildungsplatz als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin beworben. Auch die frühere Gymnasiastin Mareike Häckel nutzte das FSJ für erste Erfahrungen in der Kinderkrankenpflege im Uni-Klinikum Erlangen und ist kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung überzeugt, sich für den richtigen Beruf entschieden zu haben. „Mich faszinieren medizinische Themen, und ich arbeite gerne mit Kindern und Jugendlichen“, berichtet die 21-Jährige. „Beides lässt sich in der Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin gut miteinander verbinden.“

Weitere Informationen:

Helga Bieberstein
Telefon: 09131 85-33120
E-Mail: helga.bieberstein(at)uk-erlangen.de